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HSV-Fanclub Elbe: In guten wie in schlechten Zeiten

Die Namensgebung

Alles begann 1977 mit dem Vorläufer-Fanclub Ortkathen. Er hatte zwölf Mitglieder aus den Vier- und Marschlanden. Da der Name – Ortkathen hieß die Kneipe, in der sich der Fanclub gegründet hatte – keine Verbindung zum HSV zeigte, gründeten wir 1978 den HSV-Fanclub Elbe. Dieser Name resultierte aus den wie an einer Perlenschnur aufgereihten Wohnsitzen unserer Mitglieder entlang der Elbe.

In dieser Saison wurde der HSV Zehnter, rangierte zwei Plätze vor dem FCB, unser Nachbar vom Millerntor stieg wieder ab! Wir fuhren mit 15 Jungs und Deerns voll begründeter Euphorie zu jedem Spiel ins Volksparkstadion, Westkurve, Block E, mit Weste, Schal und fransigen Häkelarmbändern

Unsere Geschichte ist die des HSV

In der ersten Saison wurde unser Verein deutscher Meister. Verantwortliche wie Peter Krohn und Günter Netzer bewiesen glückliche Händchen bei Spielerkäufen und Trainerverpflichtungen. Kargus, Kaltz, Magath, Reimann, Keegan und Hrubesch kennt heute noch jeder.

Dann fiel Branko Zebec fast von seiner Bank und der HSV holte den nächsten Erfolgstrainer. Ernst Happel rauchte Kette, trank Kaffee mit Weinbrand und führte unseren Verein zu zwei Meisterschaften und Siegen im Europapokal der Landesmeister und im DFB-Pokal. Wir feierten.

Wir nahmen an deutschlandweiten Fanclub-Fußballturnieren teil. Unsere Fußballerkarriere wurde mit dem Gewinn der Westkurvenmeisterschaft gekrönt.

Die fetten Jahre sind vorbei

Nach den 1980ern, als der Ruf, den Bayern die Lederhosen auszuziehen, Berechtigung hatte, begann 1987/1988 der Abstieg in den grauen Bundesligaalltag.

Der Zuschauerschnitt sank auf 16.000, der HSV stand Anfang der Neunziger kurz vor der Pleite. Wir litten. Die Mitgliederzahl unseres Fanclubs schrumpfte auf neun. Hoffnung auf bessere Zeiten.

Tiefpunkt war ein Achtelfinal-Pokalspiel gegen Wattenscheid, im Regen vor 8000 Zuschauern, das der HSV 1:2 verlor. Tristesse. Ein Lichtblick war der Stadionumbau: endlich ein Dach. Wir wechselten in die Südkurve und wurden sesshaft.

Mit Dach über dem Kopf

Mit der neuen Arena stieg das Zuschauerinteresse, was sich positiv auf unsere Mitgliederzahl auswirkte. Wir durften in den 2000ern wieder internationale Auftritte erleben.

Unvergessen das Jahrhundertunentschieden gegen Juventus. Unvergessen die Halbfinalniederlagen 2009, Uefa-Cup und DFB-Pokal, mit Ligapleite gegen die Nordrivalen der verbotenen Stadt. In 19 Tagen die Saison ruiniert, eine Papierkugel brennt sich in unser Gedächtnis.

In der Folgesaison erlebten wir ein Halb­finalaus in der Europa League gegen Fulham. Finale verpasst im heimischen Stadion. Das war bis heute der letzte Auftritt auf europäischem Parkett, seitdem kein „Europapokal, Europapokal!“. Und nach Berlin, Berlin sind wir auch nicht mehr gefahren. Wir blieben treu!

Selbstverständlich voller Sachverstand

In den Führungsgremien hat man konsequent am Niedergang gearbeitet. Trainer und Manager wechselten, etablierte Spieler machten es sich bequem, Talente gingen. Die desaströse Transferbilanz war effiziente Methode des Geldverbrennens. Professionalität? Fehlanzeige!

Zu allem Leid verstarb 2014 Hermann Rieger, unser bester Mann, der mit seinem Medizinkoffer schneller über den Platz lief als mancher Spieler. Wir trauerten.

Nach glücklichen Relegationen, der umstrittenen Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung sowie der Eröffnung des HSV-Campus sollte es besser werden. Aber die Geschichte ist bekannt: „sechsmal deutscher Meister, dreimal Pokalsieger“ – und jetzt zweite Liga!

Aufbruchstimmung, Abenteuerlust, Mitgliederzuwachs, Euphorie allerorten. All dies wird mal mehr, mal weniger aufgeregt monatlich in unserem „Landhaus Voigt“ in Ochsenwerder diskutiert, selbstverständlich mit vollstem Sachverstand.

Ebenso selbstverständlich ist uns die Pflege unserer Tradition: Sommergrillfeste, Herbstgrünkohlessen und Weihnachtsfeiern. Nur einmal hatten wir die Weihnachtsfeier in den Juli verlegt – mit Tannenbaum und mit Hochprozentigem. Einige konnten nur noch verschneit sehen.

Wir suchen noch einen Grund für ein Frühlingsfest. Das ein oder andere Auswärtsspiel kriegen wir noch hin.

Wir sind nach wie vor ein ver- und eingeschworener Haufen und bleiben dem HSV wegen der Aufs und trotz der Abs treu verbunden. Immer in der Hoffnung auf stolze Zeiten. |

Text und Fotos: Thomas Rohn


Janine Roßmann

Was bleibt, ist die Erinnerung und die Liebe zum HSV.

Im Umfeld des Fanclubs HSV Forever Wiesmoor ist es leider zu einem schrecklichen Unfall gekommen. Die erst siebzehn Jahre alte Janine Roßmann aus Aurich ist bei einem tragischen Verkehrsunfall am 16. ­Februar 2019 tödlich verunglückt.

Wie sehr Janine und ihre Familie am HSV hängen, zeigt die Todesanzeige in der regio­nalen Zeitung. Auch ihren letzten Gang tritt Janine im HSV-Trikot an. Sie wurde in ihrem Lieblingstrikot, im pinken, beerdigt.

Im Gespräch mit der Familie, das ich als Vorstand des HSV Forever Wiesmoor gemeinsam mit Jens Paschant, der der Familie nahesteht, führte, fiel es allen schwer, über Janine und die schrecklichen Ereignisse zu sprechen. Vater Bernd, Mutter Sigrid und ihre beiden Geschwister Lukas und Jannes berichteten über so viele tolle Momente mit Janine.

Und fast immer spielte der HSV dabei eine Rolle, ob es die Maifeier – der Baum war natürlich schwarz-weiß-blau geschmückt –, die Besuche im Stadion, das Spielegucken zu Hause im extra in schwarz-weiß-blau hergerichteten Zimmer war oder auch die gemeinsamen Feiern mit ihrem Freund.

Stolz berichtet Vater Bernd, dass sowohl er, Sohn Lukas als auch Janine Mitglieder im HSV sind. Janine hat ihren Mitgliedsbeitrag immer selbst von ihrem eigenen Konto bezahlt. Die Familie möchte als Erinnerung an Janine auch weiterhin den Mitgliedsbeitrag für ihre Tochter an den HSV entrichten.

Wir wünschen Familie Roßmann, dass der Glaube und die Liebe zum HSV ihr weiter viel Kraft geben, um das tragische Unglück zu verarbeiten. Ein altes Sprichwort besagt, die Zeit heile alle Wunden. Sicher gilt: Zeit hilft und schließt viele Wunden. Die Erinnerung an Janine und die Liebe zum HSV wird bleiben. Und wie steht schon in der Todesanzeige? Nur die Besten sterben jung. Du warst die Beste. Ruhe in Frieden.

Nur der HSV |

Text: Michael Kortmann · Fotos: Familie Roßmann