INTRO

Dialog

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Hallo, liebes Supporters-Team,

mit großer Bestürzung habe ich euren Artikel zur Dauerkartenmindestnutzung gelesen. Habe lange überlegt, ob ich mich äußere oder still vor mich hin grummele; es ließ mir keine Ruhe.

Ihr stellt in eurem Artikel leider nur eine Seite dar und versucht, mit schwachen Argumenten eure Prohaltung zu rechtfertigen. Einige Zahlen sollen Aufschluss geben, wie viele Dauerkarteninhaber nicht regelmäßig zu den Spielen erscheinen, wie viele Personen sehnsüchtig warten und wie viel besser die Stimmung wäre, wenn die „Rosinenpicker“, die angeblich nur zu vermeintlichen Topspielen erscheinen, ihre Karten freigäben. Niemand weiß, ob die „Neuen“ viel mehr Präsenz zeigen würden – Pech, dann sind halt die Nächsten dran.

Mag sein, dass die Gründe letztendlich dazu beigetragen haben, diese Entscheidung zu unterstützen, allerdings vermisse ich in eurem Artikel die Darstellung der „anderen Seite“. Kein Wort findet euer Autor zu den Anfahrtswegen der vielen, vielen auswärtigen Fans, die teils stundenlang unterwegs sind, um dabei zu sein. Fabelhaft, wenn eure „Beispielfans“ immer die Möglichkeit haben hinzugehen und es so darstellen, als würde man schlicht nicht wollen.

Auch kommen die Anstoßzeiten der zweiten Liga nicht zur Sprache. Wer also nicht am Freitag um 18.30 Uhr im Stadion sein kann, weil er/sie berufstätig ist und nicht mittags Feierabend machen kann, ist kein echter Fan? Berufstätig zu sein und nicht alles nach dem Spielplan des Vereins ausrichten zu können ist also ein persönliches Problem und ließe sich lösen, wenn man es nur wollte? Arbeitszeiten bis in den Abend hinein sind in eurer Wahrnehmung nicht existent? Von den Montagabendspielen, mit denen der HSV reichlich bedacht wird, ganz zu schweigen. Gegen Mitternacht in der Woche zu Hause zu sein und am nächsten Morgen früh hoch zu müssen scheint bei euch unter „ist halt so“ zu laufen. Dennoch finde ich unbegreiflich, dass diese veränderten Umstände in der Bewertung keine Rolle spielen.

Was mir am meisten fehlt in eurem Bericht, ist das Herz. Liebe zum HSV ist es, die Dauerkarteninhaber über Jahre und Jahrzehnte hat ins Stadion laufen lassen, losgelöst von der sportlichen Situation. Erfolge spielten in dem Sinne nicht die entscheidende Rolle, sondern die Raute im Herzen. Mir ist meine „Blockfamilie“ über Jahre ans Herz gewachsen, und viele Freundschaften sind entstanden. Sind diese Hingabe und Loyalität zum Verein nichts mehr wert, weil die Zeit, die Arbeit, das Leben dazwischenkommen?

Danke für eure Treue, aber wir brauchen ein paar mehr Klatschpappenhugos, und ihr seid nicht oft genug da? In Hamburg sagt man Tschüss? Sorry, aber losgelöst von allen durchaus wahren Ansätzen in dem Artikel tut so eine Einstellung einfach nur weh.

Mit blau-weiß-schwarzen Grüßen aus Plön

Mirja Demmin

#2

Zur sn 90: Dialog

Liebe sn-Redaktion,

zunächst einmal vielen Dank für eure hervorragende Arbeit. Macht weiter so.

Nun zur Sache. Ich sitze hier bei einem Glühwein mit Schuss und blättere durch die neueste supporters news und bin schockiert über die zahlreichen Leserbriefe zu dem, in meinen Augen, sachlichen Artikel von Jan Walter Möller aus der sn #89. Um es vorweg zu sagen, ich bin über vierzig, habe zwei Kinder und bin nicht mit allem einverstanden, was unsere verschiedenen Ultragruppen so machen.

Aber:

  1. Die Jugend hat ein Recht zu rebellieren, und manchem empörten „Richtigfan“ würde es gut zu Gesicht stehen, sich daran zu erinnern, was er in seiner Jugend so veranstaltet hat.
  2. Bei der momentanen Durchkommerzialisierung des Fußballs bin ich dankbar für jeden Akt der Rebellion (gut, diesen Punkt muss nicht jeder teilen).
  3. Ich hatte noch nie Angst mit meinen Kindern im Stadion und diese selbst auch nicht.
  4. Die Strafen wegen Pyrotechnik schaden dem Verein. Ach ja? Die Strafen wegen Pyrotechnik in einer ganzen Saison erreichen nicht mal ein Zehntel der Summe, die der HSV für ehemalige Trainer und Sportdirektoren aus dem Fenster wirft. Sorry, aber ich lach mich schlapp.
  5. Der Ton, in dem über junge Leute ­geredet wird, die für unseren Verein ihre gesamte Freizeit, ihr Geld und eine Menge ­Engagement einbringen, ist nicht nur beschämend, sondern auch politisch nicht ­tolerierbar: „einkesseln“, „auf die Fresse hauen“, „einsperren“, „die sollte man mal“ und so weiter.
  6. Die Polizei, dein Freund und Helfer? Jeder, der mal auswärtsgefahren ist, kann da ein paar andersgeartete Geschichten erzählen.

Wie gesagt, will ich gar nicht alles gutheißen, was von Ultraseite geschieht, aber bitte fair und sachlich bleiben. Ich bin der Meinung, dass ihr euch immer um eine sachliche Darstellung bemüht habt. Macht weiter so.

Mit blau-weiß-schwarzen Grüßen aus Berlin

Sascha Brejora

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